Abb. oben: Biotop 2 (Ausschnitt), Aquarellfarbe und Tusche auf Papier, 2024


Kunst hoch vier

Unter dem Motto "Kunst hoch vier" geben vier arTÜthek-Künstler*innen spannende Einblicke in ihre Arbeit:

Gabriele Eberspächer, Edgar Piel, Olga Sitner und Petra Schwenzer.

Jede*r Künstler*in bespielt eine ganze Etage.

Die arTÜthek ist das Online-Portal des Landkreises Tübingen zur Vermittlung zeitgenössischer Kunst in Kooperation mit dem Kulturnetz Tübingen: www.arTÜthek.de

 

Schüler*innen der Jufi (Jugendfirma) der Wilhelm-Schickard-Schule haben die Kunstschaffenden ausgewählt und stellen sie bei der Eröffnung der Ausstellung persönlich vor. Musikalisch umrahmt wird das Programm vom Blockflötentrio der Jugendmusikschule Steinlach. Kurator Jochen Gewecke moderiert.

 

Vernissage: Donnerstag, 16. Mai 2024 um 19 Uhr

Ausstellungsort: Gesundheitszentrum Mössingen (GZM), Bahnhofstraße 5, 72116 Mössingen

Ausstellungsdauer: 16. Mai - 26. Oktober 2024

Öffnungszeiten: Mo - Fr 07 - 20 Uhr und Sa 07 - 16:30 Uhr


Meine auf Etage 3 präsentierten Arbeiten entstammen meiner Werkserie zum Thema Artensterben / Artenschutz. Wissenschaftler bezeichnen das Artensterben und die Biodiversitätskrise gerne auch als "unterschätzte Krise". Das massenhafte Artensterben, das gerade stattfindet, ist neben der Klimakrise die größte Bedrohung für menschliches Leben. Dass Arten aussterben und wieder verschwinden, ist zwar ein natürlicher Prozess - das ist quasi die Evolution - doch das Besorgniserregende beim gegenwärtigen Artensterben ist, dass dieser Prozess sich nun in rasanter Geschwindigkeit vollzieht. Er läuft um mehrere Hundertmale schneller ab als die natürliche Aussterberate - und das ist auf den menschlichen Einfluss zurückzuführen. Wir vernichten durch unsere Lebensweise die Lebensgrundlage von Säugetieren, Vögeln, Fischen und Pflanzen - aber wir zerstören dadurch auch unsere eigene Lebensgrundlage. 

Sehr deutlich wird das am Beispiel der Insekten. Sie sind sozusagen "systemrelevant". Wir sind auf sie angewiesen als Bestäuber, sie bereiten den Boden durch Zersetzung organischer Abfälle, sie sind Nahrung für Vögel, Fische und Säugetiere. In Deutschland sind in den letzten 30 Jahren ca. 75 % der Fluginsekten verschwunden, und jede dritte Insektenart ist hierzulande nach der "Roten Liste" gefährdet bis bereits ausgestorben. Die Gründe sind menschengemacht: Pestizideinsatz, Biotopzerstörung, Klimawandel, Flächenversiegelung, Monokulturen und Lichtverschmutzung.

Mit meinen Bildern geht es mir darum, Mitgefühl und Wertschätzung für die bedrohten Tierarten zu wecken - denn wir schützen nur das, was wir auch wertschätzen und was wir betrauern, wenn wir es verlieren.

 

Eine Auswahl der gezeigten Bilder (klicken Sie auf die Bilder um sie zu vergrößern):

 

Um den Waldrapp geht es in diesem Bild. Er gehört zu den Ibissen und war früher in Europa, auch in Deutschland, weit verbreitet. Im alten Ägypten stand das Schriftzeichen für den menschlichen Geist schlechthin; der Waldrapp galt als Lichtbringer und Verkörperung des menschlichen Geistes. In Deutschland wurde dieser ca. gänsegroßer Vogel bereits im 17. Jahrhundert aufgrund übermäßiger Bejagung ausgerottet. Er galt als Delikatesse, und aufgrund seines in Metallicfarben schillernden Gefieders auch als ornithologische Kostbarkeit. So landeten viele dieser erstaunlichen Vögel in den Mägen unserer Vorfahren und ausgestopft in Naturkundemuseen und Raritätenkabinetten. Heute laufen in Deutschland verschiedene Wiederansiedlungsversuche.

Das Bild "Wet summer" bezieht sich sehr konkret auf die in immer kürzeren Abständen auftretenden "Jahrhunderthochwasser" in Australien. 2021 überschwemmten sintflutartige Regenfälle dasselbe Gebiet, in dem nur Monate zuvor die heftigsten Buschfeuer seit Menschengedenken tobten. Bereits 2023 trat erneut ein "Jahrhunderthochwasser" im selben Gebiet auf - nicht nur für die lokale Bevölkerung eine Katastrophe, auch die Tierwelt wurde erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Wombats legen komplexe Tunnelsystem an, in denen sie wohnen und ihre Jungen großziehen. Etliche dieser Tiere konnten sich nicht retten und ertranken in ihren Wohnhöhlen.